Die Geschichte des Hildesheimer Doms
Bis in das Jahr 815 reicht die Geschichte des Bistums Hildesheim zurück, sie begann mit der Errichtung einer Kapelle zu Ehren der heiligen Muttergottes.
Die Gründungslegende des Bistums Hildesheim geht auf Kaiser Ludwig den Frommen zurück: Der Überlieferung nach soll er im Jahr 815 während einer Jagdgesellschaft an der Stelle des heutigen Doms eine heilige Messe abgehalten haben. Beim anschließenden Aufbruch vergisst ein Kaplan allerdings ein Marienreliquiar, das zur Feier der Messe in einen Baum gehängt worden war. Als der Kaiser an die Stelle zurückkehrt, lässt sich das Reliquiar nicht mehr entfernen. Der Kaiser erkennt darin ein Zeichen der heiligen Muttergottes und lässt zu Ehren Mariens an dieser Stelle eine Kapelle errichten.
Unter Gunthar, der erste Bischof von Hildesheim (Amtszeit 815 bis 834) wird im Jahr 820 südlich der Kaiserkapelle eine Bischofskirche errichtet. Schon 30 Jahre später entsteht der erste Dom: Bischof Altfrid (851-874) lässt ihn über der Kaiserkapelle bauen und nach Westen hin verlängern. Bischof Othwin (945- 981) wiederum bringt die Reliquie des heiligen Epiphanius nach Hildesheim und lässt südlich des Altfrid-Doms eine Kapelle errichten, die dem heiligen Epiphanius geweiht wird.
Bischof Bernward stattet Dom mit Kunstwerken aus
Im Jahr 993 bricht in Hildesheim die Amtszeit Bischof Bernwards an, die bis zum Jahr 1022 dauern wird. Bernward gehört zu den großen Persönlichkeiten des Bistums. Um das Jahr 1000 vergrößert und ummauert Bernward den Bischofssitz auf dem Domhügel. Auch die Gründung eines Benediktinerkonvents in der Bischofsstadt und der Bau der prächtigen Gottesburg St. Michaelis gehören zu Bernwards besonderen Leistungen. Bischof Bernward stattet den Dom reich mit Kunstwerken aus und lässt die Innenwände bemalen. Für die in seinem Auftrag gegossene doppelflügelige und reich ausgestaltete Bronzetür, die berühmte Bernwardtür, lässt er eine neue Westvorhalle errichten und die Westkrypta umbauen.
Bernwards Nachfolger Godehard (1022-1038) baut unmittelbar südlich des Altfrid-Doms ein neues Kollegiatsstift mit Kirche über der ehemaligen Epiphanius-Kapelle von Bischof Othwin. Dann lässt er den gesamten Westabschluss des Doms abbrechen und baut stattdessen einen neuen Westriegel mit von Säulen umstandenem Atrium und einen neuen Glockenturm für ein kostbares Geläut. In diesen neuen Westriegel fügt er die Bernwardtür ein.
Im Jahr 1046 brennt der Dom
Im Jahr 1046 bricht in Hildesheim eine Feuersbrunst aus. Vom Altfrid-Dom bleiben nur die östlichen Chormauern, das Querhaus und der neue Westriegel Godehards stehen. Bischof Azelin (1044-1054) beginnt westlich des noch erhaltenen Westriegels einen Neubau, der den Vorgängerbau quasi spiegelt, in der Länge aber übertrifft. Der Hauptchor mit Chorkrypta wird über den ursprünglichen Verlauf der bernwardinischen Mauer hinaus verlegt.
Doch Azelins Nachfolger, Bischof Hezilo (1054-1079), gibt wegen angeblich massiver Baumängel den Azelin-Bau auf und kehrt für den Neubau zum Grundriss des Altfrid-Doms zurück. Am 5. Mai 1061 wird der neue Dom geweiht. Das bereits fast fertiggestellte Westquerhauf des Azelin-Baus wird Bischofspalast.
Unter Bischof Udo (1079-1114) wird im Jahr 1100 mit dem Bau der Laurentiuskapelle begonnen, die im Obergeschoss wohl als Kapitelsaal genutzt wird. 20 Jahre später lässt Bischof Bertolt I. (1119-1130) die Ostapsis des Doms mit neuen Steinen und einem Bogenfries unter der Traufe ummanteln. Im Jahr 1131 wird Bischof Godehard heiliggesprochen.
1150 wird unter Bischof Bernhard I. (1130-1153) der hölzerne Vierungsturm durch einen dreifach gestuften Steinturm ersetzt; hier hängen die kleineren Glocken des Domgeläuts. Der doppelstöckige Kreuzgang im Osten erhält seine heutige Gestalt. Vor dem nördlichen Eingang in das Querschiff wird eine schmale, dreijochige Vorhalle errichtet. Im Jahr 1192 wird auch Bischof Bernward heiliggesprochen.
Hildesheim erhält das Stadtrecht
Besondere Verdienste um das Bistum erwirbt sich Bischof Konrad II. (1221-1246) durch die Ansiedlung und Förderung von Orden. 1234 gelingt die Niederlassung der Franziskaner in Hildesheim. Die Stadt Hildesheim erhält verbrieftes Stadtrecht.
In der Schlacht bei Dinklar besiegen im Jahr 1367 die Hildesheimer Truppen unter dem Zeichen des „Heiligtums Unserer Lieben Frau“ – dem Gründungsreliquiar des Bistums – die zahlenmäßig überlegenen Braunschweiger Truppen. Aus dem Lösegeld für die Gefangenen wird die Vergoldung der Domkuppel finanziert.
1412 wird das Nordparadies des Doms errichtet, gestiftet von Domkapitular Lippold von Steinberg. Es ist der repräsentative Zugang zum Dom von der Stadt aus.
1546 stiftet Domkapitular Arnold Fridag einen Lettner als Abschluss der Vierung zum Mittelschiff des Doms. Nach 1945 wird dieser Lettner in der Antoniuskapelle wiederaufgebaut.
Jesuiten übernehmen die Domschule
Eine wichtige Entwicklung ereignet sich im Jahr 1595: Die Jesuiten kommen nach Hildesheim. Sie übernehmen die altehrwürdige Domschule direkt am Dom und führen sie als Bischöfliches Gymnasium Josephinum zu neuer Blüte. Von Hildesheim aus organisiert der Orden auch einen erheblichen Teil seiner Missions- und Bildungsarbeit, die für den Weiterbestand der katholischen Kirche im nachreformatorischen Norddeutschland erhebliche Bedeutung hat.
Die Konversion des hannoverschen Landesherren Johann Friedrich eröffnet der katholischen Kirche im 17. Jahrhundert neue Möglichkeiten: Am ersten Weihnachtstag 1665 feiert der aus Kopenhagen nach Hannover gekommene Apostolische Vikar Valerio Maccioni in der hannoverschen Schlosskapelle die erste Heilige Messe nach der Reformation.
Wie in Hannover nach der Konversion Herzog Anton Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel werden ab 1708 in Wolfenbüttel und ab 1709 in Braunschweig wieder katholische Gottesdienste gefeiert. Zunehmend entwickeln sich kleine Gemeinden.
Der Dom wird barockisiert
In den Jahren zwischen 1708 und 1731 wird der Dom im Inneren barockisiert. Decken und Wände werden mit Stuck überzogen und ausgemalt, der Immaculata-Altar von Paul Egell wird im Dom aufgestellt.
Am 3. August 1802 endet mit der Inbesitznahme des Hildesheimer Domhofes durch preußische Truppen die politische Souveränität des Fürstbistums Hildesheim.
Das Bistum wird neu geordnet
Die Bulle (Urkunde) „Impensa Romanorum Pontificum“ ordnet das Bistum Hildesheim neu. Ihm wird der gesamte östliche Teil des neuen Königreichs Hannover zugewiesen. 1834 kommt noch das Herzogtum Braunschweig hinzu. Das Bistum erstreckt sich damit von der Nordsee bis Hann. Münden und von der Weser bis zur Elbe beziehungsweise in den Harz hinein. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.
Der Westriegel des Doms und seiner Seitenkapellen werden in den Jahren zwischen 1841 und 1850 abgerissen. Sie werden durch eine Doppelturmfassade nach dem Vorbild der Hildesheimer Kirche St. Godehard ersetzt. 1850 beginnt auch die Amtzeit von Bischof Wedekin, die bis 1870 dauert. Bischof Wedekin steht für den Aufbruch der Kirche von Hildesheim in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Seine Amtszeit ist geprägt durch die Weiterentwicklung des katholischen Schulwesens, die Gründung neuer Gemeinden in der Diaspora und die Ansiedlung neuer Orden (Vinzentinerinnen, Augustiner). Aus Wedekins privater Kunststammlung ist ein erstes Dom- und Diözesanmuseum entstanden.
Bomben zerstören den Hildesheimer Dom
Nicht ganz hundert Jahre später erlebt das Bistum Hildesheim eine seiner schwersten Stunden: Am 22. März 1945 treffen alliierte Bomben den Dom. Die Bischofskirche wird bis auf die Grundmauern zerstört. Im Jahr 1950 wird die Entscheidung für den Wiederaufbau des Doms getroffen. Beim Wiederaufbau richten sich die Bauherren nach dem Original, der Dom wird auf den Grundmauern des Hezilodoms wiedererrichtet. Zehn Jahre später, am 27. März 1960, kann Bischof Heinrich Maria Janssen (1957-1982) den nach Plänen von Wilhelm Fricke, Hannover, wiederaufgebauten Dom einweihen. Der Hildesheimer Dom war der einzige in ganz Deutschland, der während des Zweiten Weltkriegs so stark zerstört worden war, dass er neu geweiht werden musste. Fünf Jahe später, im Jahr 1965, war Bischof Altfrid heiliggesprochen worden. Die Gläubigen hatten den Bischof schon seit Jahrhunderten wie einen Heiligen verehrt.
Diözesansynode gibt wichtige Impulse
Wichtige Impulse für die weitere Entwicklung gibt zwischen 1989 und 1990 eine Diözesansynode, die Bischof Dr. Josef Homeyer (1983-2004) unter dem Motto „Auf neue Art Kirche sein“ einberufen hatte. Seit Homeyer kommen im Dom alljährlich Tausende Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Bistum zur Chrisam- und Sternsingermesse zusammen.
Domsanierung wird beschlossen
Im Jahr 2008 beschließen Bischof Norbert Trelle (seit 2006) und das Domkapitel, den Dom bis zum Bistumsjubiläum 2015 grundlegend zu sanieren. Zwei Jahre später wird mit der Sanierung begonnen, die mit dem 15. August 2014 abgeschlossen ist.